2002
Laut offizieller Einschätzung haben Personen, die aktuell jünger als 25 Jahre sind und ihr Leben in Deutschland verbracht haben, nur überdurchschnittlich warme Sommer erlebt. Auch der Sommer 2002 weist laut Wetterarchiv für Mittelfranken, gemessen am Durchschnitt der Jahre 1981-2020 erhöhte Temperaturen und eine beachtliche Anzahl an Sonnentagen auf. Wollte das Publikum an den heißen Festivaltagen vom 9.-13. Juli also dem stickigen Theatersaal entkommen und strömte deshalb lieber ins Freie? Das bleibt pure Spekulation. Einige Evidenz dafür findet sich aber bei der damaligen Preisverleihung im Museumswinkel, einer seit 2009 nicht mehr vorhandenen städtischen Kultureinrichtung. Erster und Zweiter Jury-Preis, sowie der Publikumspreis gingen an die Opern-Air-Performances der Gruppen Teatr Cogitatur (Polen) und Vis Plastica (Österreich). Gerade der Erfolg der polnischen Publikumsfavoriten mit dem Stück „Femina“ lässt sich jedoch nicht nur durch das Klima erklären. Die Inszenierung von Regisseur Marcin Herich, die nichts geringerem als dem Leben an sich mit all seinen Facetten von Erfahrungen, Geburt, Liebe und Tod gewidmet ist, war zuvor an 16 verschiedenen Spielorten, darunter Spanien, Brasilien, Rumänien und Frankreich, zu Gast gewesen. Als Highlight kann wohl der Auftritt der Gruppe auf der Expo 2000 in Hannover zählen. Bis heute finden die Aufführungen in abgeänderter Besetzung statt. Die kathartische Art und Weise, mit der die Protagonistin scheinbar an unsichtbaren Fäden hängend von einer Gefahrensituation in die nächste gerissen wird, fand sich überraschend gut im „Maskottchen“ des Festivaljahres wieder, einer Marionettenpuppe, die auch großflächig auf den Seiten des Katalogs abgebildet ist. Besondere Publikumssympathie sicherte sich auch die Koproduktion, welche in Zusammenarbeit mit Beautiful Monster (Australien) entstanden ist.